Landkreis will auf Kreismülldeponie Strom zur Eigennutzung erzeugen

07. Dezember 2022: Auf einer rund 7.000 Quadratmeter großen Fläche auf der Kreismülldeponie Guggenberg könnte künftig eine Freiflächen-Photovoltaikanlage große Mengen Strom produzieren, mit denen der Strombedarf der dortigen Sickerwasserreinigungsanlage teilweise gedeckt werden könnte.
Müllumladestation Guggenberg

Zuvor allerdings müsste die Gemeinde Eichenbühl einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufstellen, auch die Bauleitplanung müsste aktualisiert werden. Der Ausschuss für Natur- und Umweltschutz ermächtigte am Dienstag, 6. Dezember, die Landkreisverwaltung, dies bei der Gemeinde Eichenbühl zu beantragen.

Der Landkreis Miltenberg produziert bereits auf mehreren Liegenschaften Strom aus regenerativen Energien zur Eigennutzung. Auch auf der Kreismülldeponie braucht man für die rund um die Uhr laufende Sickerwasserreinigungsanlage Strom, der über den Markt eingekauft wird. Zwar habe man es laut Ruth Heim, Leiterin der kommunalen Abfallwirtschaft, geschafft, den Stromverbrauch von bis zu 800.000 Kilowattstunden auf 300.000 Kilowattstunden pro Jahr zu drosseln, nun aber seien die Einsparmöglichkeiten erschöpft. Mit einer Photovoltaikanlage könnte man den Strombedarf zu einem großen Teil decken, sagte sie. Das sei im Hinblick auf die gestiegenen Energiekosten sinnvoll, außerdem sei dies ein sinnvoller Beitrag zum Klimaschutz.

Auf der rund 20 Hektar großen, eingezäunten Fläche gebe es mehrere mögliche Photovoltaik-Standorte, erklärte Kai Strüber, Mitarbeiter der kommunalen Abfallwirtschaft. Gut geeignet und schnell umsetzbar wäre eine Freifläche nördlich angrenzend an die
Deponieabschnitte IVa und Va. Hier könnten auf einer Fläche von 7.000 Quadratmetern etwa 686.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt werden. Die Fläche wird Strüber zufolge auf absehbare Zeit nicht benötigt, sie sei aber im Flächennutzungsplan nur teilweise als Deponiefläche ausgewiesen, auch brauche es einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan und eine Baugenehmigung.

Das Gremium war sich nach einer kurzen Diskussion einig, dass die Fläche nicht verpachtet werden soll, sondern die Stromerzeugung in eigener Hand bleiben soll. So könnte man den Strom unbegrenzt selbst nutzen und Überschussstrom entweder speichern oder zu Marktpreisen verkaufen. Ruth Heim rechnet mit Kosten von rund 750.000 Euro für die Anlage, mit der man etwa die Hälfte des Energiebedarfs der Sickerwasserreinigungsanlage decken könnte – für das Jahr 2024 etwa 45.000 Euro. Dazu komme eine Einspeisevergütung von mindestens 35.000 Euro pro Jahr. Die Anlage könnte man aus der Deponie-Sonderrücklage finanzieren und den Investitionsbetrag über eingesparte Stromkosten zurückführen. Der Ausschuss befand Heims Vorschläge unisono für gut und sprach sich dafür aus, eine Photovoltaikanlage auf der genannten Fläche zu bauen mit Schwerpunkt auf Eigenstromnutzung, zuvor soll ein vorhabenbezogener Bebauungsplan erstellt und die Bauleitplanung korrigiert werden.

Vom Erfolg des Reparaturbonus für Elektrogeräte war die kommunale Abfallwirtschaft laut Ruth Heim selbst überrascht: Vom 1. Oktober bis 23. November 2022 waren 20 Anträge auf Zahlung von Reparaturboni in Höhe von insgesamt 1300 Euro eingereicht worden, sagte sie und freute sich, dass so viele Menschen ihrer Geräte reparieren lassen, anstatt sie wegzuwerfen. Sechsmal habe man jeweils 20 Euro ausbezahlt, 14-mal jeweils 40 Euro, dazu kamen 31 reparierte Geräte im Repaircafé Obernburg. Dabei habe es sich überwiegend um Haushaltsgeräte gehandelt. Das Online-Formular mit allen Informationen steht im Internet unter https://formulare.landkreis-miltenberg.de/formcycle/form/provide/559/ zur Verfügung. Sollten die Reparaturleistungen im Repair-Café weiterhin so gut angenommen werden, sei zu überlegen, ob man hierfür nicht gesonderte Finanzmittel einplanen sollte.

Ein Schwerpunkt der Klimapartnerschaft des Landkreises Miltenberg mit dem tansanischen District Njombe soll die Abfallentsorgung sein, berichtete Kai Strüber. Er war im September mit dem Landkreis-Projektteam in Njombe und schilderte seine Eindrücke. So werde in Njombe der Abfall mit Lastwagen täglich abgeholt, aufgeladen und in einer Deponie manuell eingearbeitet. Das Sickerwasser werde in das Grundwasser eingeleitet, sagte Strüber. Dabei sei zu bedenken, dass rund 90 Prozent des Abfalls Bioabfall ist, der Rest Kunststoff- und Glasflaschen sowie Kartonagen. Alles, was irgendwie brauchbar sei, werde nicht weggeworfen, sondern wiederverwendet. Mit den großen Mengen Bioabfall könnte man möglicherweise eine Vergärungsanlage betreiben und so Strom erzeugen, glaubt er. Dann würden kaum Abfälle übrigbleiben, denn Kunststoff- wie auch Glasflaschen könnte man recyceln. Um das tansanische Abfallentsorgungssystem umzustellen, brauche es zuvor aber eine ausreichende Datengrundlage. Die tansanischen Partner seien auf jeden Fall sehr interessiert daran, mit dem Landkreis zusammenzuarbeiten, so Strübers Erkenntnis.

Aus nichtöffentlicher Sitzung wurde bekannt, dass der Landkreis den Vertrag mit der Firma M. Werner GmbH & Co. Mülltransport KG (Goldbach) zur Sammlung und Beförderung von Problemabfällen um zwei Jahre bis 30. Juni 2025 verlängert hat. Der Auftrag für die Übernahme und die Verwertung des vom Landkreis erfassten Altpapiers wurde auf Grundlage der europaweiten Ausschreibung an die Firma Palm Recycling GmbH & Co. KG (Aalen) vergeben.