Präventionsarbeit wird weiter großgeschrieben

30. November 2022: Der Präventionsausschuss des Landkreises Miltenberg hat laut Jugendamtsleiter Rüdiger Rätz auch im Jahr 2022 wichtige Arbeit geleistet und mehrere Projekte umgesetzt und sein Schwerpunktthema „Medienkompetenz/Mediensucht“ vorangetrieben.
Medienkompetenz

In zwei Sitzungen seien die Themen besprochen worden, sagte er in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Montag, 28. November. Seit Jahren vermittele man am Safer Internet Day wichtige Informationen zur Sicherheit im Internet, erklärte Rätz und verwies auf die Aktion „#OnlineAmLimit – dein Netz. dein Leben. deine Grenzen.“ Er erwähnte den Elternkurs „Logout“ für Eltern von acht- bis 14-jährigen Kindern, die übermäßig und riskant Medien konsumieren. Ziel sei es, Eltern zu befähigen, mit dem Medienkonsum ihrer Kinder umzugehen. Auf dem Mainfest in Miltenberg wolle man nächstes Jahr mit dem Saftmobil die Alkoholprävention in den Mittelpunkt stellen, auch Projekte zur „Psychische Gesundheit im Kindes- und Jugendalter“ wolle man umsetzen. Geplant seien unter anderem eine multimediale Ausstellung „LebensBilderReise – Aktiv gegen Depression“ und ein Theaterstück „Icebreaker“ über depressive Erkrankungen bei Jugendlichen.

Über aktuelle Herausforderungen des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) sprach dessen Leiterin Katrin Adler. Die Kernaufgaben fasste sie mit der Beratung und Betreuung von Kindern, Jugendliche und Familien, der Bewilligung und Steuerung der Jugendhilfeleistungen, eingreifenden Tätigkeiten sowie Mitwirkungen in Verfahren vor dem Familiengericht zusammen. Dabei befinde man sich im Spannungsfeld von einerseits Hilfen und Begleitung von Familien und andererseits von Kontrolle und Eingriffen. Aktuell sehe sich der ASD unter anderem mit der erneuten Zunahme von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen konfrontiert. Das Problem: Es gebe fast keine Plätze für ihre Aufnahme, auch Fachkräfte fehlten. Während im ASD zurzeit nur eine Stelle unbesetzt sei, treffe das die freien Träger viel stärker, wusste Adler. Der Fachkräftemangel sei in ganz Deutschland ein Problem, teilweise müsste man Dutzende Einrichtungen anfragen, bis man Kinder oder Jugendliche unterbringen könne, erzählte sie. „Wir sind jedem Träger dankbar, der uns unterstützt“, formulierte Landrat Jens Marco Scherf ein Dankeschön. Ein großes Lob ging dabei unter anderem an die Diakonie, die laut Professor Dr. Gunter Adams zurzeit massiv Plätze aufbaut und sich seiner Meinung nach auf einem sehr guten Weg befindet. Viele ehemalige Mitarbeiter stiegen wieder in die Betreuung ein, freute er sich.

Die soziale Gruppenarbeit, ein eigenständiges Angebot der Hilfen zur Erziehung, trägt langsam auch im Landkreis Früchte. Dieses Angebot, das in ambulanter Form erbracht wird, dient dem sozialen Lernen, damit Kinder, Jugendliche und junge Volljährige lernen, ihre Handlungsfähigkeiten zu erweitern und zu verbessern. Laut Katrin Adler habe man zunächst den Bedarf ermittelt, im Juli 2022 das Konzept finalisiert und nun gehe es konkret an die Umsetzung. Am höchsten priorisiert worden sei eine Mädchengruppe, in der sozial vernachlässigte Mädchen ab der sechsten Klasse außerhalb der Schule zusammenkommen sollen. So können die jungen Frauen gemeinsam in einem geschützten Rahmen über die Auswirkungen des eigenen und fremden Verhaltens nachdenken, bevor sie teilweise neue Verhaltensstrategien auch außerhalb der Gruppe ausprobieren. Die erste Mädchengruppe wird in Kürze starten. Im Jugendhilfebudget sind für 2022 176.000 Euro veranschlagt.

Untermalt von Bildern, gab die Vorsitzende des Kreisjugendrings, Alison Wölfelschneider, einen Einblick in die Aktivitäten des Kreisjugendrings. Sie stellte den Vorstand vor und ergänzte, dass alle viel freie Zeit einbringen, um Projekte zu organisieren und mit Leben zu erfüllen. Man höre auf die Jugend und sei quasi die „Stimme der Jugend“, sagte sie. Man kümmere sich um die Probleme der Jugendlichen und der Jugendleiter*innen und versuche, Lösungen zu finden. Die Corona-Pandemie habe vielfältige Auswirkungen gehabt, unter denen man heute noch leide. So seien viele Jugendleiter*innen weggebrochen und ausgerechnet jetzt, wo die Kinder zuhauf kämen, fehlten diese. Man sei aber auf diesen Personenkreis angewiesen, denn „Jugendarbeit klappt in Gruppen von 50 Kindern nicht.“ Große Bedeutung komme einer Anerkennungskultur zu, indem man die Sorgen und Wünsche der Kinder wahrnimmt und diese auch anerkennt. Symbolisch für das Miteinander sah sie den Circus Blamage, in dem ohne Ansehen des Geschlechts, des Alters, der Religion und körperlicher Beeinträchtigungen das Gemeinsame gelebt werde. Die Vorsitzende lud alle Interessierten zur Frühjahrsvollversammlung des Kreisjugendrings am Freitagabend, 12. Mai 2023, ein.