Busbahnhof, Kreisstraße, Radweg und Schulen Themen bei Rundfahrt

10. Oktober 2022: Mehr als vier Stunden haben sich die Mitglieder des Ausschusses für Energie, Bau und Verkehr am Donnerstag, 6. Oktober, Zeit genommen, um sich über abgeschlossene, aktuelle und geplante Bau- und Sanierungsvorhaben zu informieren.
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Unter Leitung von Landrat Jens Marco Scherf und Kreisbaumeister Andreas Wosnik begann der Tag am Miltenberger Bahnhof und endete im Johannes-Butzbach-Gymnasium Miltenberg.

Am Miltenberger Bahnhof verwiesen Landrat und Kreisbaumeister auf die Notwendigkeit, hier in Kooperation mit der Stadt Miltenberg einen leistungsfähigen Busbahnhof zu errichten. „Es geht um die Sicherheit der Fahrgäste und der Schüler“, machte Scherf klar. Deshalb könne man es sich nicht erlauben, mehr Zeit als nötig zu verlieren. Um das Projekt zu verwirklichen, müsse die Stadt das Bahngrundstück mit dem sogenannten blauen Haus erwerben, so Kreisbaumeister Wosnik, danach könne der Landkreis im Einvernehmen mit der Stadt in die Planung gehen. Landrat Jens Marco Scherf wies darauf hin, dass das Projekt des Ausbaus mit Elektrifizierung der Maintalbahn mittlerweile auch bei der Bayerischen Eisenbahngesellschaft priorisiert in die Hand genommen wurde. Ziel müsse sein, den Direktverkehr nach Frankfurt mit Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 160 Stundenkilometern zu ermöglichen, so Scherf. „Unser Drücken hat sich gelohnt“, freute er sich, dass die Planung derzeit im Auftrag der BEG laufe.

Im Amorbacher Karl-Ernst-Gymnasium (KEG) lobten Schulleiter Uli Koch wie auch Bürgermeister Peter Schmitt die gute Zusammenarbeit mit dem Landkreis, seit das KEG in dessen Trägerschaft ist. Mehmet Döner (Kreisbauamt) zeigte zwei sanierte Klassenzimmer des Gymnasiums, das zurzeit 417 Schüler*innen und 42 Lehrer*innen beherbergt. Der Landkreis plane als nächste größere Investition die Montage von dezentralen Lüftungsanlagen, die zum größten Teil vom Bund gefördert würden. Die Dachterrasse soll nach Möglichkeit als „Ersatzaula“ gestaltet werden, so Döner, als erste Maßnahme werde man die sechs großen Deckenöffnungen mit Tonnendachfenstern verschließen. Auch prüfe man Möglichkeiten, einen wind- und sonnengeschützten Bereich zu schaffen. Die Sporthalle werde man wahrscheinlich neu bauen müssen, glaubt Kreisbaumeister Wosnik. Er verwies darauf, dass vor allem das gechlorte Wasser des Schwimmbads im Untergeschoss die Betonstruktur angegriffen habe. Ein solcher Neubau wäre aber eine der letzten Maßnahmen im Schulbauprogramm. Die Halle ist derzeit noch sehr gut nutzbar, überzeugten sich die Kreisrätinnen und Kreisräte, der sanierte Boden ermöglicht regulären Sportbetrieb. Dass in der Schule ein soziales Herz schlägt, zeigte sich vor der Hausmeisterwohnung. Diese war als Aufenthaltsraum der Oberstufe genutzt worden, dient aber nun einer ukrainischen Mutter mit drei Kindern als Wohnung. Die gesamte Schulfamilie hat laut Schulleiter Koch mitgeholfen, die Wohnung instand zu setzen.

Vom Bus aus konnte der Ausschuss sehen, wie gut die Sanierung der Kreisstraße MIL 10 von Amorbach über Neudorf und Reichartshausen bis zur Landesgrenze gelungen ist. Laut Roland Dittrich (Kreisbauamt) habe es vier Jahre und drei Bauabschnitte gebraucht, um die in schlechtem Zustand befindliche Straße zu sanieren. Lange Jahre habe man die Straße deswegen sperren müssen, bedauerte er, aufgrund der aktuellen Regelungen zum Arbeitsschutz habe dies nicht verhindert werden können. Thomas Nagel vom Staatlichen Bauamt habe die Bauleitung gehabt, die Firmen Leonhard Weiss, Stolz und Strabag hätten gebaut. Die Sanierung sei dringend erforderlich gewesen, auch wenn die Verkehrszahlen relativ gering seien. Aber man müsse auch bedenken, dass nicht nur Auto- und Radfahrer*innen, sondern auch Feuerwehr, Rettungswagen und Polizei gute Straßen bräuchten. Der Kreis habe für die gesamte Strecke von 8,5 Kilometer Länge rund 2,3 Millionen Euro ausgegeben. Der dritte und letzte Bauabschnitt sei am 10. August 2022 beendet worden und habe 1,07 Millionen Euro Baukosten verursacht sowie 120.000 Euro für Schutzplanken.

Nächste Station war der neue Radweg zwischen Schmachtenberg und Röllbach, den der Landkreis im Rahmen seines Radverkehrskonzepts in Eigenregie gebaut hat. Laut Kreisbaumeister seien die Voraussetzungen günstig gewesen: Die Gemeinden Mönchberg und Röllbach seien Eigentümer der meisten Flurstücke, eine Förderung im Rahmen des Programms „Stadt und Land“ sei in Aussicht gestellt worden und beide Kommunen hätten den Radweg befürwortetet. Geld habe man auch sparen können, denn die Gemeinde Röllbach habe im Zug des Baus die Wasserleitung erneuert. Der ursprüngliche Kostenansatz von rund 320.000 Euro und Fördermitteln von 226.000 Euro wird voraussichtlich durch die genutzten Synergien aus einer parallel durchgeführten Erneuerung der Wasserversorgung von Röllbach und dem Radwegebau deutlich unterschritten. Dass die Planung durch das Büro ISB relativ lange gedauert habe, sei auf die ständig höher werdenden Anforderungen in der formalen Umsetzung zurückzuführen. Eher zufällig sei noch eine in den 70er Jahren verlegte Gasleitung mit vier Röhren mit Durchmessern von bis zu 1,30 Meter entdeckt worden. In den nächsten Jahren plane der Kreis unter anderem mit den Radwegen Amorbach – Kirchzell, Elsenfeld – Hofstetten sowie Kleinheubach – Rüdenau.

In der Janusz-Korczak-Schule Elsenfeld zeigte der Kreisbaumeister die Umstellung der Innenräume auf LED-Beleuchtung, wobei die Leuchtstärke automatisch dem tatsächlichen Bedarf angepasst wird. Damit werde die Gesamtanschlussleistung der Beleuchtung mehr als halbiert sowie die effektive Betriebszeit der Beleuchtung um etwa ein Drittel reduziert mit dem Effekt einer Energie und CO2-Einsparung. Die Umrüstung werde für die Klassenzimmer 89.900 Euro kosten, für die Aula 22.000 Euro. Gerechnet werde mit einer Förderung von bis zu 46.732 Euro. Vorgesehen sei in der Schule auch die Nachrüstung mit einer dezentralen Lüftungsanlage, die zum Großteil vom Bund gefördert wird. Aktuell würden die notwendigen Bauleistungen ausgeschrieben, gerechnet wird mit 710.000 Euro netto. Außen wurde der kleine Innenhof umgestaltet (36.581 Euro), im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit der Bildhauerwerkstatt Alexander Schwarz wurde ein Schülerprojekt mit Stelen aus Standstein realisiert (8.286 Euro). Ein Regenunterstand mit begrüntem Dach wurde in Kooperation mit der Berufsschule Obernburg (Ausbildungsberuf Zimmerer/ Zimmerin) umgesetzt, das Landratsamt erledigte die Landschaftsbauarbeiten und bezahlte das Material (27.384 Euro). 276.000 Euro gab der Kreis für eine neue Lüftung der Korczak-Sporthalle aus, wovon 200.000 Euro gefördert wurden. Sie ersetzen die alte Umluftlüftung aus dem Jahr 1981. Vorteil: Die Lüftung verfügt über getrennte Zu- und Abluftströme mit Wärmerückgewinnung, was für gute Luft sorgt und hohe Einsparungen an Elektro- und Heizenergie zur Folge hat.

Die Generalsanierung des Johannes-Butzbach-Gymnasiums Miltenberg geht mit dem vierten Bauabschnitt auf die Zielgerade, Ruthard Bretzigheimer (Kreisbauamt) rechnet mit Fertigstellung aller Arbeiten im November 2022. Die geplante Bauzeit von 17 Monaten habe aufgrund der Pandemie, Lieferschwierigkeiten, Insolvenzen und anderer Probleme nicht eingehalten werden können, bedauerte Bretzigheimer. Der letzte Bauabschnitt habe im Wesentlichen die Fachschaften Physik, Biologie und Chemie sowie drei Ausweichräume im Erdgeschoss umfasst, informierte er beim Rundgang. Der Bauabschnitt umfasse 2.500 Quadratmeter Bruttogrundrissfläche, davon 720 Quadratmeter für die Physik, 510 Quadratmeter für die Biologie und 620 Quadratmeter für die Chemie. Insgesamt wurden bei der Generalsanierung des Johannes-Butzbach- Gymnasiums rund 10.000 Quadratmeter und 44.000 Kubikmeter umbauter Raum generalsaniert. Dazu seien zusätzliche Aufgaben bewältigt worden wie der Einbau der Nahwärmeversorgung, die Errichtung der Photovoltaikanlagen, die Gestaltung der Innenhöfe sowie der Einbau der Zisterne und Rigole und die statische Ertüchtigung des Tunnels zur Turnhalle. Bretzigheimer dankte dem gesamten Projektteam, allen voran Architekt Ralf Kolb (Büro Wolf), der Schulfamilie und allen anderen Beteiligten für ihren Einsatz und ihre Kompromissbereitschaft im ständigen Streben, nach wirtschaftlichen und gestalterischen Lösungen für das Projekt zu suchen. Für Bretzigheimer, der die Generalsanierung seit über acht Jahren betreute, war es die letzte Rundfahrt, denn er geht in den Ruhestand. Kreisbaumeister Wosnik würdigte Bretzigheimer unter Applaus als hervorragenden Projektleiter, der viel Herzblut in das Projekt gesteckt habe und dem die hohe Wertigkeit der Generalsanierung mit zu verdanken sei. 

Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.
Vor dem Miltenberger Bahnhof, von wo aus der Ausschuss für Energie, Bau und Verkehr zu seiner Rundfahrt startete, soll in Kooperation von Landkreis und Stadt Miltenberg ein moderner Busbahnhof entstehen.
Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.
Die Generalsanierung des Johannes-Butzbach-Gymnasiums Miltenberg ist laut Projektleiter Ruthard Bretzigheimer (links) auf der Zielgeraden; im November sollen auch die restlichen Arbeiten erledigt sein