Sparkasse meistert schwieriges Jahr 2020

22. Juli 2021: Von einem „extrem anspruchsvollen Jahr 2020“ hat der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Miltenberg-Obernburg, Thomas Feußner, im Kreistag berichtet.
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Die Zahlen könnten sich dennoch sehen lassen, sagte er am Montag in der Untermainhalle Elsenfeld.

Vor allem die Niedrigzinsphase hinterlasse in der Bilanz Spuren, verwies Feußner auf einen zwar kräftigen Anstieg im Kundengeschäft mit Anstieg der Bilanzsumme um 5,5 Prozent, der Bilanzgewinn sei dagegen um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,85 Millionen Euro gesunken. Rückläufige Erträge im Kreditgeschäft und niedrige Zinsen auf eigene Anlagen nannte er als Grund für die schlechtere Ertragslage, dazu kämen steigende Ausgaben aufgrund der Corona-Pandemie wie Hygienemaßnahmen und die Ausstattung von Homeoffice-Arbeitsplätzen. Dank einer gesunden Substanz sei die Bank dennoch stabil und gesund. Er sprach von einem deutlichen Zufluss von Kundengeldern (plus 7 Prozent), da die Menschen mehr sparten und im Lockdown weniger Gelegenheiten zum Geldausgeben hätten. Dieser Geldzustrom sei in Zeiten von Niedrigzinsen und Verwahrentgelten allerdings „kein ungetrübter Segen“. Da man die Realitäten auf dem Markt anerkennen müsse, sei die Sparkasse gezwungen, das Verwahrentgelt von 0,5 Prozent pro Jahr weiterzugeben. Dies betreffe täglich fällige Einlagen von über 250.000 Euro, von Oktober an werde die Summe auf 100.000 Euro reduziert. Betroffen von den Verwahrentgelten seien zwei Prozent der Kunden.

Da dieses geparkte Geld nichts einbringe, seien alternative Anlagestrategien und Produkte gefragt, verwies Feußner etwa auf die Wertpapieranlage mit einem ordentlichen Wachstum von neun Prozent. Neben Aktien und Fonds seien auch Immobilien sehr gefragt. 122 Immobilien habe die Sparkasse 2020 vermittelt, man könnte aber viel mehr verkaufen, wenn es genügend Objekte gäbe. Die Kundinnen und Kunden legten neben der Rendite zunehmend Wert auf nachhaltige Anlagen, sagte er und verwies darauf, dass die Sparkasse auch hier passende Produkte anbiete.

Im Kreditgeschäft sprach er von rekordverdächtigen Zuwächsen und machte dies mit einem Vergleich deutlich: 2019 habe man 176 Millionen Euro an Krediten zugesagt, im Jahr 2020 seien es 253 Millionen Euro gewesen – ein Zuwachs von 44 Prozent. Gemeinsam mit den staatlichen Förderbanken habe die Bank rund 20 Millionen Euro an Hilfskrediten ausgegeben. In über 500 Fällen habe man durch Ratenaussetzungen Kunden finanzielle Verschnaufpausen verschafft.

Die Sparkasse sei trotz der Pandemie durchgängig erreichbar gewesen, sagte er und berichtete von der zunehmenden Akzeptanz der Kunden, neue mediale und digitale Beratungs- und Kommunikationsformen zu nutzen. Die Zahl der Online-Girokonten sei 2020 um fast 3.000 auf 46.600 gestiegen, zählte er auf und berichtete von immer mehr Menschen, die die Sparkassen-App nutzen. In seinem Ausblick wies Feußner darauf hin, dass die Standorte der Sparkasse zunehmend an Bedeutung verlieren, dass die persönliche Nähe zum Kunden dennoch unverzichtbar sei. Das Filialnetz sei ständig auf dem Prüfstand, beantwortete er eine Frage aus dem Gremium, am Ende entscheide der Kunde mit den Füßen, ob eine Filiale erhalten bleibe. Der Umzug des Führungsstabs nach Miltenberg sei mittlerweile abgeschlossen, sagte er und berichtete von Kreditausfällen von rund 1,8 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Das sei ärgerlich, angesichts eines Kreditportfolios von 1,1 Milliarden Euro aber verkraftbar.

Wie vom Kreisausschuss empfohlen, sagte der Kreistag einstimmig Ja zu der Umsetzung aller Maßnahmen für die Digitalisierung der Landkreisschulen. Zuvor hatte Thomas Feigl (Büro IK-T) die komplexen Förderprogramme „DigitalPakt“, „Sonderbudget Leihgeräte“, „Sonderbudget Lehrerdienstgerät“, deren Umsetzung und aktuellen Stand vorgestellt.

Ohne größere Diskussion sagte der Kreistag mit deutlicher Mehrheit bei 20 Gegenstimmen Ja zur Ermächtigung der Verwaltung, die Haushaltssatzungen der Jahre 2015 und 2016 unter Berücksichtigung der finanziellen Lage der kreisangehörigen Gemeinden erneut zu beschließen. Auf dieser Basis würden dann gegenüber dem Markt Weilbach erneute Kreisumlagenbescheide erlassen. Der Neuerlass der Satzung ist Folge der Klagen des Marktes Weilbach gegen die Kreishaushalte 2015 und 2016. Landrat Jens Marco Scherf fasste die Thematik kurz zusammen, über die bereits im Kreisausschuss ausführlich diskutiert worden war. Dieses Gremium hatte mehrheitlich dem Kreistag empfohlen, die Satzungen neu zu erlassen. Über die Option, zur Beilegung des Rechtsstreits einmalige Zahlungen in Höhe von 171.300 Euro (für das Haushaltsjahr 2015) und 86.698 Euro (für das Haushaltsjahr 2016) an den Markt Weilbach zu leisten, wurde in der Kreistagssitzung nicht mehr abgestimmt.

Einstimmig sagte der Kreistag Ja zur Festlegung der vom Jugendhilfeausschuss empfohlenen „Kinder-, jugend- und familienpolitischen Leitlinien“. Laut Jugendamtsleiter Rüdiger Rätz seien die Leitlinien in zwei Arbeitsgruppen des Beratenden und Begleitenden Ausschusses zur Jugendhilfeplanung erarbeitet worden. Als Leitlinien wurden festgelegt: „Partizipation leben“, „den Landkreis Miltenberg zukunftsfähig gestalten“, „Bildung in der Region stärken“ sowie „Teilhabe im Landkreis Miltenberg ermöglichen“.

Einstimmig fiel der Beschluss, wonach der Paragraph 15 der Dienstanweisung für das Kreisrechnungsprüfungsamt geändert wird. Dabei geht es darum, die unvermuteten Kassenprüfungen in der Kreiskasse Miltenberg, in der Gebührenkasse der Dienststelle Obernburg sowie in der Rohe’schen Altenheimstiftung Kleinwallstadt auf eine pro Jahr zu reduzieren. Der Kreisausschusses hatte dieses Vorgehen zuvor einstimmig empfohlen.

Zur Kenntnis nahm der Ausschuss den Geschäftsbericht der ZENTEC GmbH, den die Geschäftsführer Thorsten Stürmer und Marc Gasper vortrugen. Stürmer streifte über die Gebiete „Gründung und Innovation“ und „Kompetenznetze“, die er bereits im Kreisausschuss vorgestellt hatte, die Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Er berichtete vom erfolgreich beendeten VanAssist-Projekt, das sich in Konsortialführerschaft des DPD Aschaffenburg mit der Unterstützung der Paketzustellung auf der letzten Meile durch autonom fahrende Fahrzeuge sowie intelligente Indoor-Navigation beschäftigte. Die Initiative Bayerischer Untermain steht laut Marc Gasper kurz vor dem Beginn der neuen dreijährigen Förderperiode und identifiziere zurzeit die Schwerpunkte der künftigen Arbeit wie etwa Wettbewerbsfähigkeit, Regionale Identität und Klimawandel. Nach wie vor lege man viel Wert auf die MINT-Förderung, auch investierte man Arbeit in die Organisation der „Jugend forscht-Wettbewerbe. Gasper nannte die regionale Fachkräftekampagne „Wo, wenn nicht hier“ und ging auf die Aktivitäten der EnergieAgentur ein, die unter anderem für ÖkoProfit verantwortlich zeichnet. Auf Nachfrage aus dem Kreistag bezifferte Gasper die Auslastung des Gründerzentrums auf zurzeit 86 Prozent.