Inhalationsgeräte für den Schutz von Lunge und Schleimhäuten

21. April 2021: Häufig unbemerkt von der Bevölkerung haben sich im Landkreis Miltenberg zahlreiche Unternehmen entwickelt, die in ihrer Branche zur absoluten Spitze gehören.
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Landrat Jens Marco Scherf besucht solche Firmen regelmäßig und will damit der Öffentlichkeit verdeutlichen, dass es im Landkreis hervorragende Perspektiven für junge, qualifizierte Leute gibt. Am Dienstag schaute Scherf bei der Firma Nebu-Tec in Elsenfeld-Rück vorbei.

Das vor 25 Jahren von Stefan und Eike Kern gegründete Medizintechnikunternehmen stellt im Gewerbegebiet des Elsenfelder Ortsteils Inhalationsgeräte für Mensch und Tier her und hat sich einen Kundenkreis auf der ganzen Welt geschaffen. Gerade jetzt in Pandemiezeiten erfährt das Unternehmen mit seinen Produkten neue Aufmerksamkeit.
Denn, so Unternehmensgründer und Prokurist Stefan Kern: „Laut einem Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin vermindert eine einfache isotone Kochsalzinhalation die Abgabe von Bioaerosolen wie Viren, Bakterien und Pilzen aus der Lunge für bis zu sechs Stunden um durchschnittlich 72 Prozent.“ Die Inhalation befeuchte die Atemwege und helfe so, die Atemwege zu pflegen und zu schützen. Eingeatmete Viren und Bakterien bleiben im feuchten Schutzfilm der Atemwege haften, können sich nicht im Atemtrakt festsetzen und werden von den Flimmerhärchen in Richtung Rachen abtransportiert, heißt es in der Produktbeschreibung der Inhalatoren. Das betreffe auch Ansteckungsrisiken etwa durch Corona – und das über einen mehrstündigen Zeitraum. Dreimal tägliches Inhalieren sei „ein kostengünstiges und einfaches Mittel, sich selbst und andere zu schützen“, wirbt Nebu-Tec.

Aufwendig in Japan galvanisch gefertigte Mesh-Plättchen – etwa halb so groß wie ein Fingernagel – verdampfen die Kochsalzlösung im Inhalationsgerät durch 1.400 kleine Löcher mit einem Durchmesser von jeweils einem 300stel Millimeter ultrafein, sodass der Nebel auch in die kleinsten Äderchen in der Lunge gelangt – an Stellen, wo laut Kern die meisten handelsüblichen Geräte an ihre Grenze stoßen. Die Inhalationsgeräte aus Elsenfeld sind deshalb in renommierten Kliniken in ganz Deutschland im Einsatz, wo sie in Verbindung mit Medikamenten zur Akuttherapie verwendet werden. Das geht soweit, dass diese Medikamente nur in Verbindung mit den Nebu-Tec-Geräten zugelassen sind.

Doch die mobilen Inhalationsgeräte – sie sind etwa so groß wie ein modernes Smartphone – sind laut Eva-Maria Kern (Marketing/Vertrieb) auch für den Hausgebrauch geeignet. Sie können etwa zur Grippe-Prophylaxe verwendet werden und dazu beitragen, etwa im Winter bei trockener Heizungsluft die Schleimhäute vor Austrocknung und Bakterienbefall zu schützen. „Diese Geräte vertreiben wir zum Selbstkostenpreis“, ergänzt Stefan Kern, sie sind auch ausschließlich bei Nebu-Tec direkt erhältlich. Da alle 25 Firmenmitarbeiter*innen regelmäßig inhalieren, habe man die Krankenstände deutlich reduzieren können, auch sei bislang kein einziger Corona-Fall im Unternehmen registriert worden, freut er sich.
Kern könnte sich perspektivisch vorstellen, die Inhalatoren auch in Verkehrsmitteln wie Bahn, Bus oder Flugzeug einzusetzen. Hochschule Hamm und Ludwig-Maximilians-Universität München forschen Kern zufolge gemeinsam daran, Impfstoff in Form von Inhalation zu verabreichen – auch das wäre eine Perspektive für Nebu-Tec. Ein bisschen stolz ist man im Unternehmen auch, dass mehrere bekannte Künstler die Geräte einsetzen, die in Rück aus den Einzelteilen montiert werden.

Um die Abhängigkeit von den japanischen Zulieferern zu verringern, plant das Unternehmen die Errichtung einer eigenen lasergestützten Fertigungslinie für Mesh-Plättchen. Bis zu zwei Millionen Euro soll diese Anlage kosten, die in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut entwickelt wurde und im nächsten Jahr in Rück aufgebaut werden soll. Um auszuloten, ob das Unternehmen dazu Fördergeld einwerben könnte, will Landrat Jens Marco Scherf auf Bitte des Unternehmens einen Kontakt zum bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger vermitteln. Gerade für die Prophylaxe seien die Inhalatoren sehr interessant, fand Scherf am Ende des rund zweistündigen Gesprächs. Wenn man mehr über Inhalation wüsste, könnte man die Zahl der Grippetoten deutlich reduzieren, glaubt er.

Neben der humanmedizinischen Anwendung hat das Unternehmen auch Inhalatoren für Pferde im Programm. Damit können Atemwegserkrankungen dieser Tiere verhindert und behandelt werden. Gerade in Ställen, wo feine Staub- und Heupartikel in der Luft sind, besteht laut Eva-Maria Kern eine erhöhte Gefahr für Atemwegserkrankungen. „Die Pferde lieben die Geräte“, hat Stefan Kern beobachtet. Aber auch für Kleintiere wie etwa Hunde und Katzen hat Nebu-Tec Inhalationssets im Angebot.
Weitere Informationen über das Unternehmen stehen im Internet unter www.nebu-tec.de bereit.